Der Zug der Zehntausend
In den Kriegen des 5. Jahrhunderts v. Chr. gegen die Perser hatte sich
gezeigt, dass die Griechen allgemein die besseren Soldaten waren. Ein grund dessen konnte sein, das der Nachschub bei den Griechen besser gelang. Die Griechen kämpften nicht, wenn es nichts zu essen oder trinken gab, was bei dem riesigen Herr der Perser nicht immer gelang. Daher versammelte Kyros, ein Mitglied der persischen Herrscherfamilie,
ein Söldnerheer aus 10 000 griechischen Hopliten, um seinen
Bruder Artaxerxes II., den persischen König der Könige, vom Thron
zu stoßen.
Im Jahr 401 v. Chr. traf es am Euphrat bei Kunaxa, etwas nördlich von Babylon, auf die Truppen des Großkönigs.
Die Griechen schlugen sich gut, im Gegensatz zu anderen Truppenteilen.
Kyros fiel in der Schlacht. Daraufhin zerstörten die Perser das
Lager und die Vorräte der Griechen. Als die Söldnerführer zu verhandeln
versuchten, wurden sie auf verräterische Weise in eine Falle
gelockt und umgebracht. So fanden sich die 10 000 Soldaten plötzlich
ohne Vorräte, Stützpunkte, Soldgeber und Anführer inmitten eines feindlichen Reiches wieder.
Sie wählten neue Führer und marschierten zurück – 800 Kilometer
quer durch das Persische Reich. Auf dem ganzen Weg hatten sie schwer
unter Schneestürmen, Nahrungsmangel, Erfrierungen und ständigen Scharmützeln mit dem Feind zu leiden. Schließlich waren sie auf 6000 Mann zusammengeschrumpft.
Einer der Anführer der Truppen,
Xenophon, verfasste später einen persönlichen Bericht dieses Rückmarsches
(Anabasis), bekannt als „Der Zug der Zehntausend“.
Der vielleicht dramatischste Moment ereignete sich, als Xenophon,
der die Nachhut befehligte, plötzlich weit vor sich eine große Unruhe bemerkte. Er glaubte, die Spitze des Zuges sei in einen Hinterhalt geraten und preschte nach vorn. Dort hörte er jedoch viele Stimmen
rufen: „Thalatta! Thalatta!“ („Das Meer! Das Meer!“). Obwohl noch
ein längerer Marsch und zahlreiche Kämpfe vor ihnen lagen, hatten
die Griechen das Schlimmste überstanden.
Darf ich vorstellen: elithios, der dummkopf
Elithios Phoitetes [wörtlich: der „idiotische Student“] ist mit einem
Freund auf einer Reise unterwegs. Als ihn ein menschliches Rühren ankommt, schlägt er sich kurz in die Büsche. Als er auf die Straße zurückkehrt,
hat sein Freund nicht auf ihn gewartet, sondern auf einen danebenstehenden
Meilenstein geschrieben: „Komm nach.“ Elithios wird wütend und schreibt darunter: „Nein, du wartest auf mich!“ traditioneller witz aus dem alten griechenland
Via Egnatia nach Rom:
Als östliche Fortsetzung der Via Appia auf dem Balkan verband sie das griechische Apollonia mit dem Bosporus und dem Schwarzen Meer
(ca. 1110 km)
Aus Asia zurückkehrend,
fuhr ich mit dem Schiff von Ägina nach Megara. Plötzlich begann ich die mich umgebende Landschaft zu
betrachten. Hinter mir lag Ägina, vor mir Megara, zur Rechten
Piräus, zur Linken Korinth – lauter Städte, die einst in hoher Blüte
standen, die wir jetzt jedoch zerstört am Boden liegen sehen.
servius sulpicius rufus, kondolenzbrief an cicero,
aus: cicero, ad familiares, iv, 5.
Der Koloss von Rhodos
Der „Koloss“ war technisch gesehen die Bezeichnung für jedes überlebensgroße
Standbild, sodass der Koloss von Rhodos für seinen Namen eigentlich „überqualifiziert“ war. Er war 33 Meter hoch (die Freiheitsstatue
in New York ist nur drei Meter höher) und ein bautechnisches
Wunder, Kunstwerk und Standbild in einem. Der Bau der Statue begann
304 v. Chr. Die Darstellung des Sonnengottes Helios wurde zur
Feier einer glücklich überstandenen schweren Belagerung des Stadtstaats
in Auftrag gegeben. Der Architekt und Bildhauer Chares von Lindos benutzte zur Herstellung der Statue auch Material, das nach
der Belagerung zurückgeblieben war. Das Standbild wurde in einzelnen Teilen aus Bronze gegossen, wobei man mit den Füßen begann
und sich dann nach oben vorarbeitete. Die fertige Statue stand neben der Hafeneinfahrt und keinesfalls spreizbeinig über dieser, wie sie
auf vielen neuzeitlichen Abbildungen dargestellt wird. Bereits nach
56 Jahren wurde der Koloss durch ein Erdbeben zerstört. „Selbst in
gefallenem Zustand erregt er unser Erstaunen und unsere Bewunderung“,
schrieb Plinius einige Jahrhunderte später. Im 7. Jahrhundert
verkauften die arabischen Eroberer die Überreste an einen jüdischen
Händler aus Edessa.
Der Artemistempel in Ephesos
Im 6. Jahrhundert v. Chr. wetteiferten die kleinasiatischen Herrscher miteinander, wer den größten Tempel bauen könne. Niemand konnte
dabei jedoch mit dem fabelhaft reichen Kroisos von Lydien mithal
ten, dessen Artemistempel 100 Meter lang und 55 Meter breit war.
Das Bauwerk stand beinahe 200 Jahre. Dann wurde es (angeblich in
derselben Nacht, in der Alexander der Große geboren wurde) von einem
geltungssüchtigen Egomanen niedergebrannt, der dadurch „seinen Namen verewigen“ wollte. In der Tradition vieler antiker Autoren
soll sein Name deshalb auch hier nicht erwähnt werden.
Horaz schrieb
Das Schiff O Schiff, wieder reißen dich neue Fluten ins Meer zurück.
Was trachtest du?
Fasse Mut und steuere zurück in den sicheren Hafen.
Du bist gemacht aus den Fichten des Pontus,
die Tochter eines ruhmvollen Waldes,
Aber rühm dich jetzt nicht deiner hehren Abkunft –
vergangener Ruhm ist jetzt nutzlos.
Der geängstigte Seemann vertraut dem Heck nicht
länger und sei es noch so schön bemalt.
Gib Acht oder du wirst ein Spielball
der Winde.
Und dir, der du mir einst noch Leid
und Kummer schufst,
gehört nun meine Liebe und Sorge.
Hüte dich vor den verderblichen
Gewässern und Strömungen der
hellen Kykladen.
horaz, oden, 1, 14
Kleisthenes von Sikyon [585 v. Chr.]
unterbrach die Wasserleitung
in die Stadt der Krisäer [das moderne Kirrha], bis die Einwohner unter
großem Durst litten. Dann leitete er das Wasser, mit Nieswurz [ein
wirksames, natürliches Abführmittel] versetzt, wieder in die Stadt. Als
die Einwohner davon tranken, wurden sie so von Durchfall geschwächt,
dass Kleisthenes sie mit Leichtigkeit besiegen konnte.
STRATEGEME, 3,7,6
Kampfgattungen der griechischen Antike
Hoplit: der griechische Standardsoldat im 5. Jahrhundert v. Chr.
Peltast: ein leichtbewaffneter Fußsoldat, der die Hoplitenphalanx absicherte
Toxotes: Bogenschütze; Hippotoxotes: berittener Bogenschütze
Hippikon, Hippeis: Reiterei, Kavallerie
Hetairoi: die „Gefährten“, die Stoßtruppen Alexanders des Großen, die aus
schweren Lanzenreitern bestanden
Phalangit: Soldat in der Phalanx mit Rundschild und Speer
Akrobolos: ein Plänkler, der mit leichten Wurfgeschossen kämpfte
Xenagia : Söldnerführer
Hundstage
Der Hundsstern (Sirius) ging zusammen mit der Sonne in
der heißesten Zeit des Jahres
auf. Die Römer glaubten, dass
seine Strahlen sich mit der der
Sonne vereinigten und es
deshalb so warm wurde. Daher
stammt auch der Ausdruck dies
caniculares – „Hundstage“.
Tollwut
Aristoteles : „Die Tollwut macht das Tier wahnsinnig.
Jedes andere Lebewesen wird
durch den Biss eines tollwütigen
Hundes angesteckt, mit
Ausnahme des Menschen.
Die Krankheit ist für den Hund
selbst und für jedes Lebewesen,
das er gebissen hat, tödlich,
außer für den Menschen.“
GESCHICHTE DER TIERE, 8,22
Fruchtbarkeitsschläge
In jedem Februar fanden in Rom die Luperkalien statt – ein Fruchtbarkeitsfest, das auf die Frühzeit der Stadt zurückging. Die Feierlichkeiten
begannen in einer Höhle, in der die Wölfin angeblich Romulus
und Remus gesäugt hatte. (Sie wurde vor Kurzem unterhalb des Palatins von Archäologen freigelegt.) Dort wurden einige Ziegen und ein
Hund geopfert. Danach strich man das Blut der toten Tiere auf die
Gesichter junger Männer aus den besten Familien Roms. In Ziegenfelle
gehüllt und mit Lederriemen in der Hand, liefen diese dann auf
einer seit alters feststehenden Strecke durch die Stadt. Jeden, der ihnen
auf diesem Lauf begegnete, schlugen sie mit ihren Lederstriemen.
Einige Frauen stellten sich dabei extra an den Weg, da man sicher war,
dass Schläge mit diesen Riemen die weibliche Fruchtbarkeit erhöhten.
Abkühlungseffekte
Aristoteles hielt Männer mit einem kleinen Penis für männlicher, da
sie angeblich größere Chancen hatten, Kinder zu zeugen. Er glaubte,
der Samen kühle ab, nachdem er die Hoden verlassen habe, und verliere
immer mehr an Potenz, je länger die Strecke sei, die er danach zurücklegen
müsse.
Das Lebensende
Ein Mann kommt zu Elithios Phoitetes und beschwert sich: „Dieser
Sklave, den du mir von ein paar Tagen verkauft hast, ist gerade gestorben.“
Darauf antwortet Elithios: „Das erstaunt mich. In der ganzen
Zeit, als er bei mir war, hat er so etwas nie gemacht.“
traditioneller witz aus dem alten griechenland
Der letzte Bestimmungsort
Die Seelen der Griechen und Römer hausten in der Unterwelt. Die
meisten haben schon vom Styx gehört, dem Fluss, über den die Seelen
der Toten vom Fährmann Charon gerudert werden. Einige Seelen
wurden dort festgesetzt, wie etwa der frevelhafte Tantalos , der in alle
Ewigkeit an einen Teich verbannt war, aus dem er nicht trinken konnte
und über dem ein Birne hing, die er nicht pflücken konnte (daher
der Ausdruck „Tantalosqualen“). Die meisten Seelen erreichten jedoch
schließlich am Ende der Unterwelt den Fluss Lethe. Nachdem sie
von seinem Wasser getrunken hatten, waren alle Erinnerungen an ihr
vorheriges Leben ausgelöscht.
Tief im hohlen Berge, mit der Grotte, dem Haus des trägen
Schlafes,
wohin Phoebus’ Strahl weder morgens, mittags
noch abends zu dringen vermag,
steigen dunkle Dämpfe in der Dämmerung auf
und es herrscht tiefe Stille …
Nur das Wasser der Lethe rinnt unter dem
Felsen hervor und lädt durch die murmelnd
über Kiesel rieselnden Wellen
zum Schlafe.
Vor dem Eingang der Höhle blüht üppiger
Mohn und wachsen zahllose
Kräuter, aus deren Säften die feuchte
Nacht ihre Tränke gewinnt
und als Schlaf über die nachtdunkle Welt
versprengt.
ovid, metamorphosen, 11, 602ff.
Spartanische Gelassenheit
„Als Pedaritos nicht unter die Dreihundert aufgenommen wurde, ging er durchaus heiter nach Haus, erfreut, dass die Stadt dreihundert noch Tapferere habe als ihn.“
«ΠεδÜριτος ο?κ ?γκριθε?ς ε?ς το?ς τριακοσßους π?ει μÜλα φαιδρüς, ?σπερ χαßρων ?τι βελτßους α?το? τριακοσßους ? πüλις ?χει.»
Plutarch, etwa 45 bis 125 n. Chr., griechischer Schriftsteller. Biographie des spartanischen Gesetzgebers Lykurg 25, 5
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